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Flugzeug-Reparaturwerk Schkeuditz (Werk 805)

Ein funktionierendes Flugzeugwerk benötigt nicht nur Serien- und Entwicklungswerke für Zellen, Motoren und Geräte, sondern auch eine Reparaturwerft, denn gerade Flugzeuge unterliegen schärfsten Kontrollen und regelmäßigen Inspektionen. Aus diesem Grund entstand 1955 am Flughafen Leipzig-Schkeuditz der "Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz". Auch dieser Luftfahrtbetrieb trug wieder einen nichtssagenden Namen, um der Tarnung zu genügen. Das Werk 805 übernahm die Anlagen der Siebel-Flugzeugwerke in Schkeuditz. Neubauten waren nicht erforderlich. Werkleiter wurde der ehemalige Siebel-Chefkonstrukteur Heinz Roessing, der mit Baade in Podberesje war und dort im selben Flugzeugwerk für den Nachbau der "DFS 346", einem Forschungsflugzeug für Geschwindigkeiten bis Mach 2,0, verantwortlich war.

Um die Produktionsanlagen und -kapazitäten weitgehend auszulasten produzierte Schkeuditz zusätzlich die Leitwerke für die Flugzeuge IL-14P und "152". Eine eigene Konstruktionsabteilung kümmerte sich nicht nur um die probleme, die mit der Flugzeugreparatur zusammenhingen, sondern auch um neukonstruktionen auf dem Gebiet von Bodengeräten wie Flugzeugtreppen, Bugsierwagen, Vorwärmgeräte, Gepäckfahrzeuge, schmierstoff- und Hydraulikwagen und Anlaßwagen für Flugzeug-Triebwerke.

Schkeuditzer Flugzeugtreppe

Schmierstoffwagen

Bugsierwagen

Segelflugzeugwerk Lommatzsch (Werk 806)

Um sich einen eigenen fliegenden Nachwuchs heranzubilden, benötigte man auch Segelflugzeuge. Die Entwicklung von Segelflugzeugen ließ sich gut mit der ingenieurtechnischen Ausbildung an der TH Dresden verbinden. Außerdem benötigte die GST neues Fluggerät. In Lommatzsch bei Dresden entstand deshalb ein Segelflugzeugwerk mit eigener Konstruktion in einer ehemaligen Glashütte. Es sollten Hochleistungssegler von hoher aerodynamscher Güte entwickelt werden. Die Konstrukteure kamen von der Gothaer Waggonfabrik und brachten auch schon eigene Entwürfe mit nach Lommatzsch.

In Lommatzsch wurden die Segelflugzeuge "Lo-Meise" und die Neukonstruktionen "Lehrmeister", "Libelle" und "Favorit" gebaut. Insgesamt war die Produktion zu groß aufgezogen. Schnell war der Inlandsbedarf gedeckt und große Exportmöglichkeiten erschlossen sich nicht. 1963 wurde Lommatzsch nach dem Bau von etwa 590 Flugzeugen (einschließlich 192 Baby IIb) geschlossen. Der Betrieb baute von nun an Verpackungskisten für den VEB Carl Zeiß Jena.

 

Segelflugzeugproduktion Typ "Libelle" in Lommatzsch bei Dresden 1959.

 

Triebwerks-Serienwerk Ludwigsfelde (Werk 807)

Nachdem sich in Karl-Marx-Stadt gezeigt hatte, daß hier keine weiteren Kapazitäten für die Ausweitung des Triebwerksserienbaus mehr gab, mußte ein neuer Standort gefunden werden. Auf dem ehemaligen Gelände der Daimler-Benz-Motorenwerke AG Genshagen entstand 1957 durch teilweisen Neubau (Montagehalle und Prüfstände) der VEB Industriewerke Ludwigsfelde in Ludwigsfelde. Neben der Herstellung von Serientriebwerken Pirna 014 lief auch noch die "Konsumgüterproduktion" des Motorrollers "Wiesel". Diese Produktion war schließlich so erfolgreich und rentabel, daß man nach 1961 leichten Herzens auf die Strahltriebwerksproduktion verzichten konnte.

Werner Franke aus Karl-Marx-Stadt leitete den Aufbau der Pirna-014-Produktion in Ludwigsfelde. Für den Aufbau der Konstruktionsabteilung war Chefkonstrukteur Hans-Joachim Börner, ebenfalls aus dem Karl-Marx-Städter I-Werk, verantwortlich. Desweiteren übernahm Ludwigsfelde ab 1958 die Generalreparatur von Gasturbinen für die Luftstreitkräfte. 1959 begannen die Vorarbeiten zum Anlauf der Pirna-014-Serienproduktion. Parallel dazu lief die technologischen Vorbereitung des Serienanlaufs der Propellerturbine Pirna 018. Erste Probeläufe mit einem Pirna 014 liefen bereits im März 1959 auf dem Prüfstand 1.  Am 12. Mai 1960 bekam Ludwigsfelde für das "014" die Musterzulassung. Ab da lief die Serienproduktion an. Bis Ende 1960 konnten noch 17 Triebwerke Pirna 014-A0 ausgeliefert werden. Von 1961 bis zur Einstellung des Flugzeugbaus in der DDR am 17. März 1961 wurden noch 6 Serientriebwerke des Typs Pirna 014-A1 gebaut. Das 014-A1 besaß eine zusätzliche Verdichterleitstufe vor dem Verdichter, wodurch das Triebwerk erst auch für große Höhen flugtauglich geworden war. Die A1-Triebwerke wurden noch für die Dresden-152/009 bereitgestellt, aber nicht mehr gegen die A0-Triebwerke der 009 ausgetauscht.

 

Serienbau des Triebwerkes Pirna 014 im Industriewerk Ludwigsfelde.

 

Der Motorroller "Wiesel" aus der Ludwigsfelder Konsumgüterproduktion vor den Triebwerken Pirna 014-A0 der 152 V5 im März 1961.